Democracy Exchange
Posted on Sat 01 March 2025 in machen
"Sie haben zwei Stimmen" so steht es auf dem Stimmzettel. In Deutschland wird der Bundestag in einer Kombination aus Direktwahl und Verhältniswahl bestimmt. Dabei beruht die Sitzverteilung der Parteien auf einem Verhältniswahlrecht mit einer Fünfprozenthürde.
Das ist nicht überall so: Länder wie die USA, Großbritannien und Frankreich wählen ihre Parlamentarier direkt. Andere Länder, wie die Niederlande, haben keine Hürde.
Das Wissen um diese Besonderheiten bestimmt das Wahlverhalten und somit ist es natürlich nicht valide, die Abstimmung in einem Land mit dem Wahlrecht eines anderen Landes zu interpretieren. Aber das heißt nicht, dass man es nicht dennoch tun kann.
Also: Wie sähe der Bundestag aus, wenn wir aus den Stimmen nach britischem Recht ein Parlament zu bilden hätten? Welchen Effekt haben die jeweiligen Regeln auf die Zusammensetzung der Legislative. Ein Experiment.
Viel weniger Hürde für den Einzug ins Parlament gibt es in 🇳🇱 den Niederlanden. Dort gilt nur: Eine Partei muss genug Stimmen haben, um überhaupt ins Parlament einzuziehen – also in Deutschland dann 1/630 der Stimmen. Entsprechend sind da einige Kleinstparteien unterwegs. Ansonsten ist es ein ziemlich klares Verhältniswahlrecht, weswegen die Differenz zwischen Stimmen und Sitzen sehr klein ist.
Democracy Exchange ist ein Python-Projekt, welches die frei zugänglichen Wahlergebnisse und für die Interpretation notwendige Daten zur Bevölkerung verschiedener Länder nutzt, um soweit möglich die Ergebnisse von Wahlen in einem Land mit dem Wahlrecht eines anderen Lands zu interpretieren.
Dabei muss im ersten Schritt das Wahlergebnis in eine standardisierte Form gebracht werden, welche von den jeweils landesspezifischen Election-Interpretern verstanden wird. Das Ergebnis ist eine Markdown-Datei, welche erklärt, wie das Ergebnis zustande kommt.
Da die CDU/CSU die meisten Direktmandate hat, könnte sie nach britischem Wahlrecht einfach alleine regieren. Der Vorteil für große Parteien ist enorm. Die Differenz von Stimmen zu Sitzen beträgt über 66 %.