Bismarckturm Wernigerode

Moin! Es ist Zeit für eine kleine Korrektur oder vielleicht auch nur eine kleine Ergänzung. Vor ein paar Jahren habe ich ein Video über Bismarcktürme gemacht und darin habe ich folgendes behauptet:

Und technisch stimmt das. In diesem Zeitraum wurden mindestens so viele Bismarcktürme errichtet. Aber was man natürlich versteht wenn man diesen Satz hört, ist, dass danach auch nie wieder jemand auf eine so abstruse Idee gekommen ist wie einen Bismarckturm zu errichten. Und das ist auch was ich gemeint habe.

Und dann wäre da noch dieser Satz der es nicht ins Finale Video geschafft hat:

Und das ganze stimmte auch. Zumindest bis vor kurzem.

Ich bin in Wernigerode in Sachsen-Anhalt um den neuesten Bismarckturm zu sehen. Wo habe ich darüber erfahren? Natürlich auf bismarcktuerme.net, der besten, und vermutlich einzigen, Quelle im Internet zum Thema Bismarcktürme. Die ganze Sache ist vermutlich ein Marketinggag, aber es hat funktioniert. Zumindest ich bin hergekommen.

Die berechtigte Frage lautet also, wer würde ernsthaft im 21. Jahrhundert noch etwas nach Bismarck benennen wollen? Menschen in Wernigerode anscheinend. Jetzt nicht alle oder so… Der neue Turm steht auf Privatgelände, er wurde privat finanziert, privat gebaut und auch privat benannt. Es ist verlockend eine Geschichte um politische Rückgewandtheit in SachsenAnhalt um diese Sache zu stricken aber das ist es einfach nicht.

Wernigerode, eine Stadt nördlich des Harzgebirges, hat eine lange und bewegte Geschichte. Erstmals im Jahr 1121 erwähnt, entwickelte sich die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelszentrum. 1229 erhielt Wernigerode die Stadtrechte.

Die Architektur der Stadt ist geprägt von zahlreichen Fachwerkhäusern, die aus dem Mittelalter stammen. Besonders hervorzuheben ist das Schloss Wernigerode, das ursprünglich als mittelalterliche Burg erbaut wurde und heute als Wahrzeichen der Stadt gilt.

Im 19. Jahrhundert führte der Anschluss an das Eisenbahnnetz zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Wernigerode wurde ein beliebtes Ziel für Reisende, besonders für Künstler und Naturfreunde, die die Umgebung des Harzes erkundeten.

Mit der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg lag Wernigerode in der Sowjetischen Besatzungszone und wurde später Teil der DDR. In dieser Zeit erlebte die Stadt eine verstärkte Industrialisierung. Wernigerode war bekannt für seine Maschinenbauindustrie und andere Produktionsbetriebe, die in das staatliche Wirtschaftssystem der DDR integriert waren.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann für Wernigerode ein Umbruch. Die Stadt erfuhr umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten, insbesondere an den historischen Bauten. Heute ist Wernigerode bekannt für seine gut erhaltene historische Altstadt und das Schloss und spielt eine wichtige Rolle im Tourismus der Region.

Der neue Bismarckturm befindet sich auf dem Harburg oder der Harburg ein Berg im Harz auf dem vor 1000 Jahren mal eine Burg stand, die Harburg, von der ist aber nichts mehr erhalten.

Im 19 Jahrhundert wurde hier, wie an vielen anderen Orten an dem kein Bismarckturm errichtet wurde, eine Bismarckstatue aufgestellt und dieses Denkmal wurde danach in der DDR, wie an vielen anderen Orten, wieder zerstört. In den 90er Jahren wurde ein Stein aufgestellt der an das Denkmal und an den Reichskanzler erinnern sollte aber die Schriftplatten aus Metall wurden geklaut und so ist auch dieser Stein nicht mehr erhalten. Nun also ein Bismarckturm.

Bismarcktürme gibt es in der Region wie Sand am Meer in Quedlinburg, Halberstadt, Ballenstedt und in vielen vielen anderen Orten rund um den Harz und sie sind hier noch genutzte Ausflugsziele es ist also nicht so als wäre ein neuer Bismarckturm die absurdeste Idee der Welt.

Das ist er also, der neue Bismarckturm, ein wenige Meter hohes Gerüst aus Holz und Metall das jetzt also an den Reichskanzler, die geschliffene Statue und die verschwundenen Metallplatten erinnern soll und natürlich sich in den Gesamtkomplex Bismarcktürme einfügt. Eine ziemlich große Aufgabe für ein paar Holzstäbe.

Es wirkt etwas aus der Zeit gefallen und vielleicht sogar reaktionär jetzt noch ein Bismarckturm einzuweihen. Braucht Deutschland wirklich mehr Erinnerung an Bismarck?

Gleichzeitig, lassen wir die Kirche vielleicht auch im Dorf, der Turm greift einen in der Region üblichen Namen auf und mit dem Stein und der Statue auch eine spezifische, lokaleGeschichte und er wird vermutlich kürzer hier stehen als die ursprüngliche Statue die 60 Jahre durchgehalten hat. Aber… Harburgturm hätte auch nicht geschadet, oder?